Ein Bericht von Romana Mahringer
In meinem 5. Semester war ich mit Joint Study an der Universität Tampere, Finnland. Da ich schon immer in den Norden Europas wollte, informierte ich mich über Erasmus und Joint Study über Möglichkeiten, dort ein Auslandssemester zu machen. Als beste Option erwies sich schlussendlich Tampere, und ich würde es sofort wieder machen.
Das Herbstsemester in Tampere dauert von September bis Ende Dezember, das Frühlingssemester von Jänner bis Ende Mai. An der Universität Tampere gibt es ein großes englisches Studienangebot. Ich habe hauptsächlich Literatur- und Linguistikkurse für mein Englischstudium belegt, aber auch zwei Wirtschaftskurse für mein Geographie-Studium. Außerdem belegte ich zwei Finnisch-Kurse (sehr spannende Sprache – kann ich nur empfehlen!) und einen Kurs über die Finnische Geschichte und Kultur. Zusätzlich konnte ich einen fachdidaktischen Kurs absolvieren, bei dem ich über das finnische Schulsystem lernte und in verschiedensten Schulstufen ein paar Stunden an zwei Schule zuschauen durfte. Dieser Einblick in eines der besten Schulsysteme der Welt war für mich als angehende Lehrerin natürlich besonders spannend. An der Universität gibt es eine Fakultät für Kommunikation und Medien, eine School of Education, eine Fakultät für Gesundheit, eine für Sprachen, Übersetzen und Literaturstudien, eine Fakultät für Management und eine sozialwissenschaftliche Fakultät. Durch Joint Study bekam ich eine sehr gute finanzielle Unterstützung und konnte außerdem meine Kurse auf der Universität frei aus allen Bereichen wählen. Alle Fakultäten befinden sich an einem Standort, was sehr praktisch ist. Außerdem gibt es auch ein Fitnessstudio mit einem vielfältigen Angebot an Sportkursen direkt am Campus.
Die Universität Tampere ist wirklich sehr gut organisiert. Eine Woche vor Beginn der Kurse hatten wir eine „Orientation Week“ für alle Studierenden aus dem Ausland, bei der wir alle wichtigen Informationen bezüglich Kursanmeldung, Bibliotheken und Wohnen bekamen. Am Samstag wurde sogar eine kleine Tour durch die Stadt angeboten, bei der wir die schönsten Punkte von Tampere besuchten. Alle Mitarbeiter der Universität, die Lehrkräfte sowie Professoren sind sehr hilfsbereit und freundlich. Sie halfen mir immer wenn ich Probleme beim Anmelden hatte und nahmen mich auch noch auf, wenn der Kurs schon voll war.
Der Aufenthalt in Tampere wird mir ewig in Erinnerung bleiben, es war das beste Semester in meinem Studium. Einerseits war die Universität Tampere sehr gut und ich lernte echt sehr viel in allen Kursen. Ich finde es sehr wichtig, seinen Horizont zu erweitern, in andere Länder zu reisen und sich auch ein Bild von anderen Universitäten zu machen. In meinem Fall bekam ich sogar Einblicke in das finnische Schulsystem, was sehr spannend war. Andererseits war die Stadt Tampere perfekt zum Leben. Die Stadt ist sehr schön, sie ist überschaubar, bietet viel für Studenten und man kann von dort aus viele Reisen unternehmen. Das besondere an Tampere ist, dass es zwischen zwei Seen liegt (ok, das ist für Finnland nun doch nicht so besonders, da es ja das Land der 1000 Seen ist – trotzdem gibt es dieser Stadt einen ganz besonderen Flair) und daher ist man nie weit entfernt vom Wasser. In den wunderschönen und warmen (ja es kann auch in Finnland sehr warm sein) Herbstmonaten nutze ich die Seeufer zum Sonne tanken und laufen. Im Winter, als es endlich kalt wurde, boten die halb zugefrorenen Seen einen wunderschönen Winteranblick und luden zum Spazierengehen ein. In Tampere gibt es sehr viele Studenten aus der ganzen Welt, die dort ein Auslandssemester machen. Das ist das Beste an einem Auslandssemester: Man lernt viele Menschen aus allen möglichen Ländern kennen, erfährt dadurch viel Spannendes über andere Kulturen und findet Freunde fürs Leben. Auch das Feiern kommt in Tampere nicht zu kurz. Es gibt viele Studentenpartys und andere Möglichkeiten mit den neuen Freunden aus aller Welt etwas zu trinken, zu essen oder zu tanzen.
Wenn man als Student an die Universität Tampere kommt wird es nie langweilig. Besonders die Organisation ESN (Erasmus Student Network) plant und veranstaltet viele Events, Ausflüge und Reisen. So gab es zum Beispiel in den ersten Wochen einen Ausflug zur öffentlichen Sauna Tamperes mit anschließender Abkühlung im See bei Sonnenuntergang. Somit lernten wir den vielleicht wichtigsten Teil der finnischen Kultur kennen. Es gab auch einige Partys, Halloween- oder Weihnachtsfeiern. Im Oktober wurde von ESN eine dreitägige Reise nach St. Petersburg organisiert, bei der wir mit der Fähre von Helsinki nach St. Petersburg fuhren und dort sehr beeindruckende Kathedralen, das berühmte Hermitage Museum, russisches Ballett und vieles mehr sahen. Das Highlight meines Aufenthaltes war die einwöchige Reise nach Lappland (auch von ESN organisiert – man kann es aber auch auf eigene Faust machen). Dort war das Winterparadies wie ich es mir vorgestellt hatte. Schnee und Eis wohin man sah und ein Traum erfüllte sich – endlich sah ich Nordlichter! Dieses unglaubliche Schauspiel des Himmels kann ich euch nicht beschreiben, ihr müsst es selbst sehen! Außerdem hatten wir die Möglichkeit mit Schneeschuhen zu gehen, den Saunagang mit einem Bad im arktischen Ozean in Norwegen abzurunden, auf einer Rentierfarm mehr über die einheimischen Samen und ihre Lebensweise zu lernen, Rentierschlitten und schließlich Huskyschlitten zu fahren.
Auf eigene Faust erkundete ich mit ein paar Freunden außerdem Helsinki und Tallinn. Tallinn ist eine der schönsten Städte, die ich jemals gesehen habe und man erreicht sie ganz leicht mit der Fähre von Helsinki.
Einziger Nachteil von dem wunderschönen Land Finnland sind die Preise. Man muss sich darauf einstellen, dass Essen (vor allem Essen gehen) und Fortgehen teurer sind als in Österreich. Ansonsten könnte ich keine Schwierigkeiten oder Probleme nennen. Die Sprachbarriere ist kein Problem, da fast jede/r Finne/Finnin sehr gut Englisch kann. Lasst euch auch nicht abschrecken von dem scheinbar kalten Wetter. Ich hatte noch einen wunderschönen und warmen Herbst im September, dazwischen etwas nasskaltes Wetter und dann einen wunderschönen Winter mit viel Schnee und Kälte – so wie es sich gehört. Auch die Dunkelheit ist nicht so ein großes Problem wie sich viele einreden lassen. Tampere liegt im Süden Finnlands, deshalb gibt es bis November, Dezember noch viele Sonnenstunden und danach gewöhnt man sich bald an die kurzen Tage und langen Nächte. In Lappland hatten wir im Dezember nur ca. 3 bis 4 Stunden Sonne, jedoch fand ich es sehr spannend und die Sonne leuchtete diese drei bis vier Stunden wunderschön orange am Horizont. Sobald es dann finster ist, muss man sowieso wieder auf Nordlichtjagd gehen.
Hier noch ein paar Eindrücke von meinem unvergesslichen Abenteuer: